Tja, liebe Freunde des Fußballsports. Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll.
Das gestrige Pokalspiel zwischen den Sportfreunden Ingelbach und dem SSV Weyerbusch hat das Wiedstadion erneut über 120 Spielminuten hinweg in Ekstase versetzt.
Ob Ingelbach in Weyerbusch oder Weyerbusch in Ingelbach – jeder Fußballfreund weiß, dass Spiele zwischen diesen beiden Mannschaften immer absolute Krimis sind. Nun hatten wir noch die besondere Situation, dass hier zwei Aufsteigermannschaften aufeinandertrafen.
Der SSV konnte sich zuletzt als Tabellenzweiter aus der Kreisliga B in die A-Klasse verabschieden. Dem aufmerksamen Verfolger der Sportfreunde Ingelbach ist vermutlich nicht entgangen, dass wir uns als Tabellenführer aus der C-Klasse in der neuen Saison nun in der B-Klasse wiederfinden. Klar war aber: Beide Mannschaften nahmen aus dem Aufstieg natürlich nochmal einen Extraschub Motivation mit in die Vorbereitung. Und so viel sei vorweggenommen: Das konnten ALLE Zuschauer ohne Zweifel sehen.
Dennoch: Wir galten erstmal als „Underdogs“. Weyerbusch machte bei Ankunft im Wiedstadion auch einen gelassenen Eindruck. Nicht, dass wir sonderlich nervös gewesen wären – aber es hatte ein wenig den Anschein, als sei sich Weyerbusch des Sieges schon sicher. Die Frage war nur noch: „Wie hoch machen wir’s denn?“
Zu Beginn des Spiels waren die Augen vieler Zuschauer sicherlich auf den Neuzugang Leonardo dos Santos (7) des SSV Weyerbusch gerichtet. Der ehemalige Oberligist spielte zuletzt ebenfalls noch in der Baller League. Zum Anfang ließ er auch erstmal zwei unserer Jungs stehen. Muss man so sagen – nicht schlecht!
Wir hatten mit Nicolaj Lohmann (13) aber genau den richtigen Gegenspieler für ihn! Nico glänzt einfach immer durch Schnelligkeit und Bissigkeit und hatte dos Santos über das Spiel hinweg super im Griff. Das Spiel nahm auf jeden Fall super schnell Fahrt auf. Weyerbusch fand augenscheinlich etwas besser ins Spiel. Die ersten paar Minuten ging der Ball dann doch eher in Richtung unserer Hälfte. Unser Keeper Marvin Elster (99) wurde auf jeden Fall früh gefordert. Vielleicht ein Grund, warum er für mich am Ende auf jeden Fall MVP in diesem Spiel war.
In der 15. Spielminute gab es erstmal einen kurzen Schockmoment: Elfmeter für die Gäste nach einem Foulspiel durch Daniel Dönges (4) im eigenen 16er. Daniel… dat war nicht clever. Lass die Flossen bei dir 😉
Als Schütze trat Marco Simonis an. Dieser wollte die Kugel in die linke untere Ecke schießen. Zum Pfosten waren aber auf jeden Fall mal noch mindestens 17 Meter Platz. Hätte man besser machen können. Marvin hat das Ding auf jeden Fall locker gehalten. Ist aber auch immer ’ne 50:50-Nummer bei so ’nem Elfer.
Das Spiel ging nach diesem Momentum energisch weiter. Weyerbusch musste dann doch feststellen, dass man „den kleinen B-Ligisten“ nicht so einfach in die Tasche stecken kann. Ingelbach hat wirklich alles reingeworfen, was ging. Die Zweikämpfe waren hart – hier war sich niemand zu schade um seine Knochen.
Diese Energie auf dem Platz hat sich auf jeden Fall auch auf die rund 200 Zuschauer übertragen. Wieder mal konnten diese eine malerische Landschaft genießen: klarer Himmel, Sonnenuntergang, leicht feuchter Rasen und Flutlicht. Bei diesen äußeren Gegebenheiten und einem energiegeladenen Spiel macht das Anfeuern natürlich nochmal mehr Spaß! An dieser Stelle muss man auch mal ein Lob an die Fanlager beider Seiten aussprechen. Grobe Beleidigungen oder Ausschreitungen konnten auf keiner Seite festgestellt werden. Lediglich die normalen „Schiri, der hat schon Gelb!“–Pöbeleien der Kreisliga. – Fantastisch!
Die Partie trennte sich mit einem 0:0 in die verdiente Halbzeitpause. Der Unparteiische Julian Hoß hatte das Spiel auf jeden Fall sehr gut im Griff. Nicht selbstverständlich in seinem jungen Alter! Irgendwer hat gesagt, er wäre erst 16. Völliger Quatsch – kam doch mit ’nem Motorrad zum Platz. Aber dürfte dennoch eher am unteren Rande des Altersdurchschnitts auf dem Platz gelegen haben.
In der Halbzeit machten sich die Auswechselspieler beider Seiten warm. Einen Wechsel gab es aber auf beiden Seiten, meine ich, nicht. Kann’s auch nicht im Schiedsrichterbericht nachlesen. Julian hat keine Zeiten bei den Wechseln eingetragen. Da müssen wir wohl nochmal drüber sprechen.
Fakt ist aber: Energiegeladen wie die Halbzeit geendet hat, ging es direkt weiter. Eine klar dominantere Mannschaft war schon lange nicht mehr zu erkennen. Gute Spielzüge, harte Zweikämpfe und auch die ein oder andere Torchance waren auf beiden Seiten zu verbuchen.
In der zweiten Hälfte war der Schiedsrichter auf jeden Fall auch etwas lockerer, was das Zeigen von gelben Karten anging. Bis zum Abpfiff der regulären Spielzeit sahen die Zuschauer insgesamt 6-mal die gelbe Pappe in der Luft. Zu oft gegen Ingelbach, und zu wenig gegen Weyerbusch. Liegt aber auch immer dran, wen man fragt. Am Ende ist niemand mit Gelb-Rot runter. Also: Schwamm drüber.
Kurz vor Abpfiff wurde es nochmal spannend. In den letzten Spielminuten war Weyerbusch nochmal mehr am Drücker, was das Spiel in Richtung des Ingelbacher Tors anging. Ein verdeckter Schuss auf die rechte Torhälfte, halb hoch. Ich sag euch: Da fehlte nicht mehr viel zum Pfosten. Gut geschossen.
Das Ding hätte Weyerbusch hier in der vorletzten Minute echt noch den Führungstreffer bringen können. Aber Marvin Elster hat den Ball überragend aus der Luft gefischt und sogar festgehalten! Hatte wohl keine Lust, dass er hier von mir ’ne Stichelei á la „Ein Guter hält den fest“ ertragen muss.
Mit diesem kurzen Aufreger ging es in die Verlängerung. Weitere 30 Minuten mussten gespielt werden. Spätestens jetzt zeigte sich, wer die Vorbereitung ernst genommen hat. Mudi Mestiri (7) und René Nagel (11), welche sich nach Wechseln für Noel Zantop (6) und Luca Schmidt (5) zwischenzeitlich auf der Bank befanden, hatten auf jeden Fall noch Körner und Ehrgeiz, hier nochmal reingebracht zu werden.
War auch gut so. Nach über 100 Minuten Spielzeit machten sich dann doch die Krämpfe beim ein oder anderen Spieler bemerkbar. René Nagel war es dann auch, welcher den Sportfreunden quasi die Führung in der 110. Spielminute einbrachte. „Quasi“ auch nur deshalb, weil es sich um ein Eigentor des SSV durch Jan Hollerbach (14) handelte. René kämpfte sich bis zur linken Grundlinie des Gegners durch und wollte den Ball scharf vor die Kiste bringen. Hollerbach versuchte dies mit einer Grätsche zu verhindern und lenkte die Kugel ins eigene Netz. 1:0 für die Sportfreunde! Ihr könnt euch die Emotionen im Stadion nur entfernt vorstellen. Der harte Kampf hat sich endlich bezahlt gemacht – eine Bombenstimmung!
Weyerbusch musste nun also nachlegen. Das versuchten sie auch in der zweiten Hälfte der Verlängerung mit allem, was sie hatten. Aber egal wie: Der Ball ging einfach nicht durch unsere Abwehr oder endete in den Händen von Marvin Elster. Der Pfosten war zum Pech des SSV auch immer an der richtigen Stelle. Egal wie: Weyerbusch musste noch ein Tor machen, ansonsten hieß es „Aus im Pokal“.
Ob es dann die Nervosität oder fehlende Konzentration war: In der 119. Minute sorgte ein Handspiel durch Dominik Mohr (6) im 16er des SSV für einen Elfer gegen die Gäste. Ärgerlich in dieser fortgeschrittenen Spielminute. Tom Schäfer (14), welcher in der Saison noch immer die Elfer verwandelt hatte, sollte den Sack zumachen. Schoss er bislang IMMER in die linke Ecke, entschied er sich dieses Mal für die rechte. Gut geschossen, aber zu offensichtlich. Kevin Kollikowski (1) parierte. Tom hatte auch bisschen Nervosität – hätte ich vermutlich auch gehabt. Weiterhin 1:0.
Weyerbusch war weiterhin angriffslustig. Diese Spielweise öffnete aber natürlich die Türen für Konter. Ein solcher Konter war es auch, der dann Auslöser für einen weiteren Strafstoß gegen den SSV war. René Nagel (11) steckte den Ball perfekt auf Rick Komnik (3) durch. Mit der ausgestreckten Hand wurde dieser im Zweikampf im 16er zu Boden gedrückt. Nicht nett. Ist ja von Natur aus schon näher als andere am Boden. Der Unparteiische hatte jedenfalls mal wieder eine gute Sicht auf das Geschehen und setzte zum dritten Elfmeterpfiff dieser Partie an. Vorher musste er jedoch Leon Katschek (11) noch mit Rot vom Platz stellen, da dieser sich beleidigend geäußert hatte. Ob gegen uns oder den Schiedsrichter, weiß ich nicht. Egal: Nicht clever wenn der Schiri in der nähe ist.
Dieses Mal war es René Nagel, welcher es gegen Kollikowski versuchen sollte. Mit seinen 39 Jahren hat Nagel aber schon den ein oder anderen Strafstoß in so hitzigen Spielen geschossen und verwandelte – vielleicht nicht zuletzt durch diesen Umstand – sicher im linken unteren Eck! 2:0 für die Sportfreunde in der 120. Minute.
Ab diesem Moment hab ich so gespannt auf den Abpfiff gewartet, dass ich gar nicht genau mitbekommen hab, wie Weyerbusch es dann doch noch geschafft hat, den Ball an Marvin Elster vorbeizubringen. In der 124. Minute, und somit der Nachspielzeit der Verlängerung, verkürzte der SSV jedenfalls durch Dominik Noll (13) auf 2:1. Aber die Zeit für einen Anschlusstreffer war vorbei. Hoß pfiff die Partie ab und der Heimblock explodierte!
Dieses Spiel zählt auf jeden Fall zu den Top 3, die ich bislang mit den Sportfreunden erleben durfte!
Ingelbach ist geil! (immer noch) 💙🤍